Reise 2023

Ein kurzes Tagebuch

Zehn Tage Partnerschaftsbesuch im Dekanat Hai in Tansania. Es ist nicht möglich, hier alle Eindrücke widerzugeben. Zu viel haben wir mit unseren Gastgebern, den Gemeinden und der Natur erlebt. Wir möchten aber Dekan Biniel Mallyo und der ganzen Staff von Herzen Danke sagen. Ihr habt euch mit uns sehr viel Mühe gegeben, uns gut beschützt und uns einen unvergesslichen Aufenthalt geschenkt!

Reisegruppe
Bildrechte DB ROT
Von links: 2 Pfarrer, Pfr. Klaus Eberius (Diebach), Pfrin. i.R. Beate Wirsching, Dekanin Jutta Holzheuer, Pfr. Rowland Mushi, Juliane Engelhardt (EJ Rotbg.), Sieglinde und Robert Bock (Oestheim) und Michael Hanselmann (EJ Rotbg.). Aufgenommen in Kwarungo Church.

Mittwoch, 22. März 2023
Abflug Nürnberg, 6:00 / Abflug Amsterdam, 10:35 / Ankunft KIA, Kilimanjaro Airport 20:50

Dekan Biniel Mallyo und einige Mitarbeitende des Dekanats begrüßen uns herzlich und bringen uns vom Flughafen nach Boma Ngombe in die Handwerkerschule Hai VTC. Dort wartet das erste Abendessen mit Hühnchen, Reis, Gemüse und viel Obst. Barbara und Rainer Kammleiter haben alles wunderschön vorbereitet mit ihrem Küchenteam.
Etwas erschöpft werden wir in unsere Unterkunft gebracht. Das Nkweseko Hostel des Dekanats, ca. 40 Minuten entfernt. Es ist ein sehr angenehmes Hostel am Fuß des Kilimanjaro.  

Donnerstag, 23. März
Die offizielle Begrüßung durch die Mitarbeitenden des Dekanats mit einer ersten Besichtigung des Geländes. Wir sehen die fast leeren Getreidesilos für die Unterstützung von Bedürftigen. Der zuständige Diakon Emmanuel Laiser erklärt uns die schwierige Situation. Rothenburg hat die sogenannte Hungerhilfe immer unterstützt und wird dies auch weiter tun. Anschließend sehen wir die örtliche Kirche und dürfen einen Blick in den Montessori Kindergarten werfen.
Relativ spät brechen wir auf nach Karatu ins Hostel des dortigen Dekanats. Zwei Tage Safari warten auf uns.

Freitag, 24. März
Begleitet von Dekan Biniel Mallyo, Vize-Dekan Dominic Mushi und Dekanatssekretär Ernest Massawe brechen wir auf zum Ngorogoro Nationalpark. Ein Erlebnis. So viele Tiere auf relativ engem Raum sind beeindruckend. Von den Big Five bekommen wir alle zu sehen mit Ausnahme des Leoparden. Beeindruckend auch der Blick über den afrikanischen Grabenbruch. Die Vorstellung, dass hier ein Kontinent auseinanderbricht macht Gänsehaut.

Samstag, 25. März
Auf dem Rückweg besuchen wir noch den Arusha Nationalpark. Da er stark bewaldet ist, sind die Tiere sehr viel schwerer zu entdecken. Leider haben die Tsetsefliegen uns entdeckt. Einige eroberten durch ein offenes Fenster den Jeep und es gab eine wilde Mückenjagd. Ansonsten blieben wir während der ganzen Reise von Moskitos weitgehend verschont. Michael hatte eine Vogelspinne zu Gast im Zimmer, Mini-Geckos flitzten durch alle Zimmer und auch das ein oder andere sonstige Insekt.
Gegen Abend trafen wir wieder in Nkweseko ein und konnten uns den Rest des Tages erholen.

Sonntag, 26. März
Wir feiern den Gottesdienst in Kimashuku mit. Er ist ausgesprochen lutherisch und selbst von den Liedern kommen uns einige doch sehr bekannt vor. Die Kirche ist nicht voll, aber es ist auch schon der dritte Gottesdienst des Tages! Nach dem Mittagessen und einer kurzen Besichtigung trennen wir uns in zwei Gruppen und treffen sowohl Frauen als auch Jugendliche. Der Austausch braucht einen gewissen Anlauf, aber dann entstehen interessante Gespräche. Die Frauen machen sich Sorgen um ihre Kinder und Jugendlichen, die von Alkohol und Drogenproblemen bedroht sind und auch nicht mehr so wie früher in die Kirche drängen. In Kimashuku gibt es ein Internat, das Rothenburg immer unterstützt hat. Jetzt bekommen sie Probleme mit staatlichen Auflagen, deren Umsetzung teuer ist. Insbesondere geht es um einen Zaun und/oder eine Mauer um das Gelände.  

Montag, 27. März
Wir verbringen den ganzen Tag in der Handwerkerschule bei Kammleiters. Die Besichtigung des großen Geländes nimmt einige Zeit in Anspruch. Die Arbeit, auch hier ist Rothenburg engagiert, ist beeindruckend. Zum ersten Mal macht uns die Sonne mehr zu schaffen. Bisher kamen immer wieder einmal Wolken zu Hilfe. Es hat zwar die Regenzeit begonnen und auf den Feldern wurde fleißig ausgesät, aber den Einheimischen regnet es vor allem in der Nacht viel zu wenig. Der durchlässige Boden feuchtet nicht gut durch und trocknet tagsüber schnell aus. Nachts hat es am Kilimanjaro teilweise geschüttet, aber nur örtlich.

Dienstag, 28. März
Wir brechen auf zur Boloti Farm. Das ist ein Landwirtschaftsprojekt, das der verstorbene Dekan Swai noch begonnen hatte und das ebenfalls von Rothenburg mitgefördert wird. Hier soll der Ackerbau in Mischkultur gezeigt und unterrichtet werden. Es ist auch ein kleines Internat für Massaimädchen angeschlossen, das zurzeit 8 Schülerinnen beherbergt. Leider hat die Trockenheit der letzten Jahre das Projekt fast zum Erliegen gebracht. Die gepflanzten Bäume stehen noch und spenden Schatten, doch die Bananenstauden, unter denen sehr gut Bohnen, Kaffee usw. wachsen konnten, sind eingegangen. Jetzt haben sie Mais ausgesät. Sie überlegen, wie eine Bewässerung funktionieren könnte. Das Dekanat wird wahrscheinlich nach einem Brunnen suchen und wir haben bei dieser Gelegenheit diskutiert, wie es sich ganz allgemein mit der Möglichkeit zum Wasser sammeln verhält. In der Regel fließt es oberflächlich sehr schnell ab, wobei es durchaus schon Zisternen gibt. Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf Brunnenbohrungen. Anschließend sind wir zum Chai ins Dekanat gebeten. Dahinter verbirgt sich allerdings eine warme Vollverpflegung.

Dann wirdes staubig. Wir besuchen die Rundugai Gemeinde außerhalb Hai in der Steppe. Zu ihr gehören viele Massai. Der Pastor lotst uns zu einem Brunnen mit Kirche, der ein Sturm gerade das Dach abgerissen hatte, und erzählt uns viel über die Massai und ein Projekt, das die Gemeinde unternimmt. Sie möchte in der Nähe von Dörfern 30 Brunnen graben (5 sind schon fertig) und daneben eine Kirche setzen. Ein weiteres Beispiel für die enge Verbindung von Diakonie und Evangelium, die die lutherische Kirche Tansanias prägt. Mallyo sagt: Wir können den Leuten nicht von der Liebe Gottes erzählen und ihnen dann nicht helfen. Da der Staat sozial wenig unternimmt, fällt es der Kirche auch nicht schwer, in diakonische oder bildungsorientierte Projekte einzusteigen. Die Kirche unterhält Kindertagesstätten, Schulen, Hospitäler bzw. Krankenstationen, Internate, Mutter-Kind-Häuser, Landwirtschaftsprojekte, Hungerhilfe usw. Oft unterstützt durch ausländische Partner, aber auch getragen von einheimischen Spenden.
Doch zurück zu den Massai. Einige von ihnen gesellen sich zu uns unter die Akazie und da sie uns als Mitglieder eines Chores vorgestellt werden, dürfen wir sie um ein Lied bitten. Für einen kurzen Moment erleben wir ein Stück Afrika aus unserer Vorstellung. Aber es macht auch ein wenig wehmütig. Ihre Kultur wird über die Jahre wahrscheinlich immer mehr verschwinden. Der Platz für ihre riesigen Herden wird stetig  kleiner durch Trockenheit, Landbedarf der Ortschaften und des Ackerbaus. Sie verändern ihre Musik nach „modern“, sprich dahin, was alle anderen schon singen und hören. Und wir konnten sogar zwei Massaimänner beim Pflügen sehen. Das wollten uns selbst Kammleiters nicht glauben. 

Auf der Fahrt zur Gemeinde Nronga besichtigen wir noch kurz eine Milchkooperative, die Frauen ins Leben gerufen hatten. Solche Kooperativen gibt es inzwischen mehr. Sie wirtschaften recht erfolgreich und produzieren auch Joghurt und Butter.
In Nronga gab es wieder ein leckeres Mittagessen. Die tansanische Küche schmeckt gut und ist sehr verträglich für uns Europäer. Die Gemeinde Nronga, etwas höher am Kilimanjaro gelegen, ist gut ausgestattet. Auch hier trafen wir eine Frauen- und eine Jugendgruppe. Blieb die Frage nach den Männern. Sie sind nicht ganz so gut organisiert, aber das möchte die Kirche langsam ändern und bildet jetzt auch  Männergruppen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause in Nkweseko Hostel, sind wir abends zum Dinner in den Garten von Bischof Shoo eingeladen. Er selbst weilt zu der Zeit in Bayern und verfolgt die Bischofswahl. Doch seine Frau hat ihn würdig vertreten und uns sehr freundlich willkommen geheißen.

Mittwoch, 29. März
Die Fahrt geht nach Ng'uni. Wir besuchen eine weitere Frauen Milchkooperative. In ihren Anfängen ist sie aus Rothenburg unterstützt worden. Inzwischen ist sie erwachsen und wirtschaftet sehr erfolgreich. Wir besuchten außerdem die Martin-Russel-Medium-School. Bei dieser Gelegenheit durften wir eine Spende der Montessori-Schule Rothenburg überbringen. Die Kinder hatten Weihnachtsterne gebastelt und gegen Spende abgegeben. Immerhin 650 EUR.

Donnerstag, 30. März
Im Dekanat geben uns Dekan Mallyo und Vizedekan Dominik Mushi eine Einführung in die Strukturen und die aktuellsten Pläne. Danach besichtigten wir die nebenan die Kirche von Hai und besuchten anschließend den Montessori-Kindergarten. Nach dem Mittagessen im Dekanat sind wir zum Shoppen nach Moshi gefahren.

Freitag, 31. März
Wir besuchten die Nkwarungo-Gemeinde. Dort steht die Ursprungskirche der deutschen Missionare. Die Bäume, unter denen die ersten Gottesdienste gefeiert wurden, stehen noch. Dann machten wir einen kurzen Abstecher zu der im Bau befindlichen Universität der Norddiözese bevor wir im Dekanat zum Farewell Fest eintrafen. Uns erwartete der Höhepunkt: die große Banane (gegrillte Ziege mit Bananenblatt). Ein Chaka-Brauch, der eigentlich zur Begrüßung gedacht ist und eine große Ehre darstellt.

Samstag, 1. April
Wir sind zum Lunch in die Tagungsstätte Uhuru der Diözese in Moshi eingeladen. Es gibt Fleisch vom Grill satt. Sehr lecker und reichlich. Als Zugabe eine Grüne Mamba auf der Damentoilette. Anschließend sind wir zu einer großen Tour durch gleich 3 Dekanatsgebiete aufgebrochen. Zu Beginn fahren wir durch eine Ebene mit riesigen Zuckerrohrplantagen (oder war es nur eine?). Da kann man wohl von Zuckerindustrie sprechen. Zuletzt kommen wir wieder durch das Massaigebiet. Alles staubtrocken. Allerdings konnte man breite und teils sehr tiefe Rinnen erkennen. Bibiel Mallyo erklärte noch, dass sich die bei Regen am Kilimanjaro in reißende Ströme verwandeln können. Keine 48 Stunden später kam es dann auch so. Alles überschwemmt, auch die einzige Zufahrt zum Flughafen. Wir hätten nicht abfliegen können. Gott sei Dank waren wir schon unterwegs.
Zum letzten Abendessen lädt uns der Dekan in ein Lokal in Boma Ngombe ein. Wieder ein sehr gutes Essen. Doch bei uns steigt langsam die Spannung. Der Abflug rückt näher. Es gibt einen langen herzlichen Abschied. Über die Tage hatten wir uns doch ganz gut kennengelernt und so manchen Spaß miteinander gehabt.
Abflug:  23:55

Sonntag, 2. April
Ankunft in Amsterdam 7:55. Weiterflug nach Nürnberg 21:15!!
Schiphol ist groß, aber so unterhaltsam auch wieder nicht. Die Zeit wurde sehr lang. Zu einem Ausflug in die Innenstadt konnte sich nur unsere Jugend durchringen. Der Rest döste, trank Kaffee, döste, trank Wasser, döste …
Um 22:30 setzten wir dann endlich in Nürnberg auf. Bis alle zuhause waren dauerte es bis Mitternacht. Bwana Jesu asefiwe. Amen.

 

Abflug in NürnbergDie Flugroute auf dem PlatzbildschirmJH: Zur Begrüßung im DekanatJedes Essen ist ein FestNgorogoro KraterGnus HyäneLöwengruppeDenkmal für Michael GrzimekGazellenLöwengruppeWir sind nicht die EinzigenZebraWer beobachtet wen?Pause am NilpferdseeBelagerungMarabusAlter BaumElefantPerlhühnerWashroomGruppenbildEin Blick in den ostafrikanischen GrabenBrotzeit im Arusha NationalparkHändewaschenGiraffenGiraffeBaboonsFeigenbaumKilimanjaro
Zum GottesdienstGottesdienstKirche in KimashukuIm HostelHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTHai VCTBoloti FarmBoloti FarmRundugaiRundugaiRundugaiNrongaNrongaNrongaMilchkooperativeMilchkooperativeMartin Russel SchoolMartin Russel SchoolMartin Russel School
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